TA-watch 14: Wir behaupten einfach mal alles und nichts
TA vom 24. November 2016

dunkel-arnstadt

// Toll: Dank unseres geliebten Stadtfürsten soll irgendwann wieder Licht in die von ihm höchstselbst abgedunkelte Stadt kommen – meint Brit Mandler, Pressesprecherin des Bürgermeisters //

Achtung: Satire!

// Die Pressesprecherin des Arnstädter Bürgermeisters Alexander Dill, Brit Mandler, bekam in der TA großzügigerweise einmal mehr Gelegenheit, Weitsicht, Vernunft und Erfolge ihres geliebten Stadtfürsten ausgiebig zu preisen. Anlass war eine von Alexander Dill einberufene Versammlung, in der er angeblich den Bürgern die Finanzlage der Stadt erläutern wollte.

Dass es in dieser Stadt einen Stadtrat gibt, der bis heute auf einen vollständigen und beschlussfähigen Haushaltsentwurf wartet – und vergeblich warten wird, wie jedes Jahr – wurde, wie bei der Pressesprecherin des Arnstädter Bürgermeisters Alexander Dill, Brit Mandler, so üblich, irgendwie übersehen. Ebenso die erstaunliche Tatsache, dass anstelle des von Dill mantramäßig prognostizierten Defizits von 5 Mio. nun ein Überschuss von 3 Mio. im Haushalt zu Buche steht. Kleinigkeiten. Wichtig war der Pressesprecherin des Arnstädter Bürgermeisters Alexander Dill, Brit Mandler, aber eine Botschaft: alles ist gut, da der Stadtfürst alles richtig macht.

Weil des Bürgermeisters Rede leider nur 10 Bürger hören wollten, und die auch angesichts seiner Zahlenvernebelungskaskaden fast eingeschlafen wären, hat die Pressesprecherin des Arnstädter Bürgermeisters Alexander Dill, Brit Mandler, sie also nochmal für die Zeitung zusammengefasst. Resultat: ein postfaktisches Kunstwerk! Weil sich dessen ästhetischen Qualitäten nicht sofort erschließen, haben wir ein paar Erläuterungen beigefügt. Wir zitieren aus dem Arnstadt-Teil der Thüringer Allgemeine, Donnerstag, den 24. November 2016, Seite 1 mit der Überschrift „Sprudelnde Gewerbesteuern verkleinern Haushaltsloch“:

 

Pressesprecherin Mandler schreibt:
Arnstadt. Was waren die Gemüter erhitzt. Zuschüsse zum Theater zusammenstreichen? Den Tierpark in Frage stellen? Die Stadtmarketing GmbH opfern? Monatelang wurde heftig diskutiert, wie viel Rotstiftstriche in Arnstadt nötig sind, um den Haushalt zu konsolidieren. Doch inzwischen scheint das Interesse abgeebbt zu sein. Denn zur Bürgerversammlung am Dienstagabend (…) kamen nur wenige Interessierte.
Im Klartext:
Nicht der Bürgermeister hat mit seinen postfaktischen Falschmeldungen Panik verbreitet – 40 Mio. Schulden! Katastrophe! 10 Jahre Dürre! –, sondern die Bürger haben sich – wie kleine Kinder – vollkommen unnötig aufgeregt! Spielt doch keine Rolle, dass die Stadtmarketing tatsächlich abgeschafft wurde, das Schloßmuseum unterfinanziert ist bis zur Selbstausbeutung der Mitarbeiter, dem Theater 40.000 € fehlen und der Tierpark immer noch auf der Dillschen Abschussliste steht, denn …

Pressesprecherin Mandler schreibt:
„… es war ein hochspannender Abend, der Hoffnung macht, dass sich in der Bachstadt bald doch wieder mehr bewegen lässt, als noch vor wenigen Monaten möglich schien.
Im Klartext:
Wenn sich heute rausstellt, dass alles gelogen war, dann erfüllen sich vielleicht doch noch unser aller Hoffnungen zu irgendeinem Weihnachtsfest. Echt spannend!

Pressesprecherin Mandler schreibt:
Natürlich: Eine solche Informationsveranstaltung kommt mit Unmengen an Zahlen daher. Dill zeigte die Entwicklung der vergangenen Jahre auf, skizzierte die Situation, die dazu führte, dass ein Haushaltssicherungskonzept aufgestellt werden musste. Doch seine Darstellung hob sich wohltuend von so mancher verbittert geführter Stadtratsdebatte ab. Schuldzuweisungen gab es nicht. Dafür eine Analyse, wo die Stadt steht, wie sehr die Schulden drücken, wo es Probleme gibt.
Im Klartext:
Dills Monologe heben sich wohltuend von Veranstaltungen im Stadtrat ab, bei denen er doch tatsächlich Rede und Antwort stehen muß, was natürlich nur für die Unsachlichkeit und Verbitterung der Stadtratsmitglieder steht.

Pressesprecherin Mandler schreibt:
Dank des Haushaltssicherungskonzepts sei Arnstadt auf einem guten Weg, würdigte Dill.
Im Klartext:
Dank des Haushaltssicherungskonzepts sei Arnstadt auf einem guten Weg, würdigte der Herr Bürgermeister sich selbst.
Die Wahrheit ist auch hier eine andere: so gut wie nichts aus diesem HSK ist bislang umgesetzt worden, es hat mit max. 0,01 % zur aktuellen positiven Bilanz des Stadthaushaltes beigetragen. Entscheidend sind einzig die hohen Einnahmen aus der Gewerbesteuer.

Pressesprecherin Mandler schreibt:
Zehn Jahre sollte man aber schon durchhalten, um die Stadt nachhaltig finanziell auf sichere Füße zu stellen. Immerhin müssen noch „bis in die 30er Jahre“ Schulden abgestottert werden. 2,3 Millionen Euro pro Jahr bringen die Arnstädter dafür auf. Hinzu kommen Personal- und Verwaltungskosten sowie das Geld für Pflichtaufgaben. Unterm Strich bleibt da nichts mehr übrig, was man noch ausgeben könnte.

Im Klartext:
Ja was jetzt? Es kommt nicht so schlimm – oder doch so schlimm, dass nichts mehr geht? Nach Schuldenzahlen, Pflicht- und Lohn-Überweisungen für die Verwaltung geht nichts mehr? Wir behaupten einfach mal das eine und dann das andere, verstehen soll es eh keiner. Hauptsache die Botschaft ist klar: Dill macht alles richtig.

Pressesprecherin Mandler schreibt:
Dill versicherte noch einmal, dass es keinesfalls mehr darum gehe, Theater oder Tierpark zu schließen.

Im Klartext:
Aber wenn es leider unvermeidlich ist, dann ist es nun mal unvermeidlich, Theater oder Tierpark zu schließen.

Pressesprecherin Mandler schreibt:
Die (Liste der Aufgaben) ist lang. Die Planungen für das neue Feuerwehrgerätehaus stehen ebenso darauf wie der Umbau des ehemaligen Obdachlosenheims am Mühlweg zum Kindergarten. Das Schlossmuseum muss weitersaniert werden. Rund um die Freifläche an der Brunnenkunst, die bebaut werden soll, müssen Kanäle und Straßen gemacht werden. Brücken müssen in die Kur, in der Ichtershäuser Straße geht es weiter und und und . . .

Im Klartext:
Meine Güte, wie schafft der Mann das nur! 

Pressesprecherin Mandler schreibt:
Alles in allen würden die Vorhaben 7,5 Millionen Euro kosten. Die Hälfte, so die Hoffnung, kommt aus Fördermitteln. Trotzdem gibt der städtische Haushalt es nicht her, alle Maßnahmen umzusetzen. 3,6 Millionen Euro müssen noch einmal gestrichen werden. Daran arbeitet jetzt die Verwaltung, ehe der Stadtrat in die Haushaltsberatungen geht. Dill ist aber optimistisch, dass ein guter Weg gefunden wird. „Ihn zu gehen, braucht zwar Mut. Aber Mut haben wir“, sagte er in Richtung Stadtrat.

Im Klartext:
Vielleicht ist doch mehr möglich, als es vor Kurzem schien, aber jetzt müssen wir erst noch einmal zusätzlich 3,6 Mio. gestrichen werden? Viel schreiben und nichts sagen, so macht man das, denn dann kann uns keiner auf irgendwas festnageln.
Kurz: Erwartet Euch nichts, aber vertrauet blind, denn unser Fürst hat Tatkraft und Mut.

Gute Arbeit, Frau Mandler, Kompliment! Mit diesem propangandistischem Kunstwerk ohne die geringsten Anflug einer kritischen Frage und dem komplettem Verschweigen der tatsächlichen Finanzlage und der hohen Verluste, die dieser Bürgermeister der Stadt Arnstadt und der WBG seit Jahren zufügt, haben Sie sich qualifiziert! Denn wer so die Wahrheit verdrehen kann wie Sie ist im Zeitalter der postfaktischen Stimmungsmache, in dem wir leben, immer mehr gefragt. Sie sollten Chefredakteurin werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert