Schmerzhafter Verlust für das Bachland Thüringen / Zum Tode von Siegfried Neumann

Trauerrede von Jörg Litzrodt, Mitglied des Vorstandes des Freundeskreises, in der Traukirche zu Dornheim am 3. November 2018

Am 11. Oktober 2018 ist Siegfried Neumann, langjähriger Vorsitzender des Freundeskreises e.V. der Dornheimer Bachkirche, mit 78 Jahren verstorben. Das ist nicht nur ein großer Verlust für seine Familie, die Gemeinde Dornheim und den Freundeskreis zur Erhaltung der Traukirche von Johann Sebastian Bach e.V., den er über 20 Jahre erfolgreich geführt hat. Sein Tod ist auch ein großer Verlust für das Bachland Thüringen.

Siegfried Neumann verkörperte die Dornheimer Bachkirche wie kein anderer. Er war der treibende Motor hinter der Gründung des Vereins, der seit Mitte der 90er Jahre dafür sorgte, dass die damals dem Verfall preisgegebene kleine Kirche doch noch erhalten werden konnte und der aus ihr eine heute vorbildlich sanierte Kirche geformt hat.

Traukirche von Johann Sebastian Bach in Dornheim

Neben Gottfried Preller in Arnstadt und Knut Kreuch in Wechmar gehörte Siegfried Neumann zu den Personen in Thüringen, die in den 90ern wesentlich zum Aufbau eines erlebbaren „Bachlands Thüringen“ beigetragen haben. Er erkannte früh die Bedeutung dieser Kirche, die Johann Sebastian Bach gezielt als Ort seiner am 17. Oktober 1707 vollzogenen Hochzeit ausgewählt hatte. Neben der Arnstädter Bachkirche, der Georgskirche in Eisenach oder der Herderkirche in Weimar ist die Dornheimer Kirche eine der wenigen Orte, von denen zweifelsfrei verbürgt ist, dass Joh:Seb:Bach sie aufgesucht hat.

Siegfried Neumanns Werk ist wichtig für das Land Thüringen und die Gemeinde Dornheim. Für das Land, weil Johann Sebastian Bach der Fels ist, auf dem unsere Musik bis in die heutige Moderne ruht. Das Bedürfnis, diesen Ausnahmekünstler auf seinem Lebensweg zu folgen und seine Musik an solchen Originalschauplätzen zu erleben, ist international, sprach- und kulturübergreifend. Weltweit lieben und bewundern Bach Millionen von Menschen, die sich mit Musik befassen – ob Barockmusiker, Philharmoniker oder Jazzer.

Ausschnitt aus dem kleinen Schnitzaltar der Dornheimer Kirche (15. Jahrhundert). Heiliger Bartolomäus und heiliger Thomas

Für die Kommune, weil eine Kirche von solcher Bedeutung und ein Verein, der mit vielen ehrenamtlichen Mitgliedern die Initiative übernimmt, ein Gravitationszentrum werden kann für das selbstbewußtes Handeln einer ganze Gemeinde. Dies scheint in Dornheim gelungen. Der Verein hat nicht nur die Kirche saniert, sondern auch das gesamte Kirchen-Areal inkl. Natursteinmauern, er hat angrenzende Gebäude in Nutzung gebracht oder ein „Bach-Stübchen“ eingerichtet, und damit dem Ort Dornheim ein wunderbares Zentrum gegeben. Er bringt sich auch anderweitig ein, in die historische Aufarbeitung der Geschichte wichtiger Bürger des Dorfes zum Beispiel oder bei der Gemeindearbeit.

Emporen und Prospekt der wiederhergestellten Orgel

Die Hochzeitsgesellschaft, die inkl. Braut und Bräutigam 1707 an einem Herbsttag von Arnstadt nach Dornheim die drei Kilometer über den kleinen Berg gelaufen war, symbolisiert auf schöne Weise die Zusammengehörigkeit beider Bach-Stätten. Wir betrachten es als wichtig, dass die Bachstadt Arnstadt die Traukirche Dornheims und die Leistungen ihres Freundeskreises als essentiellen Bestandteil unseres gemeinsamen Bach’schen Erbes betrachtet und dem Verein die Unterstützung zukommen läßt, personell wie finanziell, die er benötigt, um das Lebenswerk Siegfried Neumann zu ehren und fortzuführen.

Aber auch die Bürger Arnstadts sind aufgefordert, über (noch?) kommunale Grenzen hinüberzuschauen in die Nachbargemeinde und den Freundeskreis zur Erhaltung der Trauliche von Johann Sebastian Bach e.V. zu unterstützen.

Auf diesem Bänkchen kniete Johann Sebastian Bach bei seinem ersten Ja-Wort. Deswegen und wegen ihrer sehenswerten Ausstattung ist die Dornheimer Traukirche ein Kulturdenkmal ersten Ranges.

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