Wenn der Fraktionsführer der stärksten Fraktion im Stadtrat anlässlich des gemeinsamen Abwahlantrags gegen Alexander Dill einen Leserbrief schreibt, in der er seine Sicht der Dinge erklärt, möchte man meinen, dass dieser in voller Länge abgedruckt wird. Wenn zudem für die Behauptung, der Bürgermeister habe ein Haushaltssanierungskonzept ohne Not erzwungen, ein amtlicher Beleg beifügt ist, erscheint es selbstverständlich, dass die Redaktion diesen Beleg, wenn schon nicht abdruckt, dann zumindest wahrnimmt und inhaltlich wiedergibt.
Lesen Sie hierzu auch den Original-Leserbrief an die Lokalredaktion der Thüringer Allgemeinen von Cornelia Schmidt und Georg Bräutigam (Pro Arnstadt):
Haushalt & Stadtrat: Einfach nicht wahr!
In Ihrem Leserbrief gehen Frau Schmidt und Herr Bräutigam unter anderem darauf ein, dass der Kassenkredit der Stadt Arnstadt in den letzten 12 Monaten zwischen null und drei Millionen Euro pendelte, obwohl der Bürgermeister im Herbst 2014 vom Stadtrat eine angeblich zur Bedienung der Verbindlichkeiten unabweisbare Erhöhung dieses Kreditrahmens von 5,9 auf 9,23 Millionen einforderte. Das Thema ist heiß, da mit dieser Erhöhung die Kommunalaufsicht gesetzlich gezwungen war, ein Haushaltssanierungskonzept zu verfügen, mit all den katastrophalen Folgen für das kulturelle und soziale Leben der Stadt. Stellt sich die Frage, was Alexander Dill mit dieser Erhöhung des Kassenkredits bezweckte? Man bringt als verantwortlich handelnder Bürgermeister eine Stadt nicht ohne echte Not in eine solche Situation! Warum hat der Bürgermeister das gemacht?
Heute gibt er lässig zu, was er lange dementierte, nämlich das Arnstadt diese Krediterhöhungen gar nicht benötigen wird! Aber er bestreitet, dass das Haushaltssicherungskonzept durch eben diese Erhöhung erzwungen wurde. Dabei bestätigen das auf Nachfrage sowohl die zuständigen Personen der Kommunalaufsicht als auch der Bescheid dieses Amtes vom 21.11.2014. Diesen Bescheid legte Herr Bräutigam der zuständigen Lokalredakteurin, Frau Mandler, vor.
Was macht diese Journalistin? Sie läßt zu diesem Vorwurf ein weiteres Mal und abschließend den Bürgermeister zu Wort kommen mit der Behauptung, deren Widerlegung Sie in der Hand hält: „Dem widerspricht Dill. (…) Ein Sicherungskonzept müssen wir erstellen, weil unsere dauerhafte Leistungsfähigkeit nicht mehr gegeben ist.“ (Alexander Dill, TA vom 30.11.2015). Kein Wort zur Argumentation der Briefeschreiber, kein Wort zu deren Quellenverweis.
Der Stadtrat der Stadt Arnstadt hat mit überwältigender Mehrheit beschlossen, die Bürger zu befragen, ob Sie Bürgermeister Dill weiterhin im Amt sehen wollen. Die größte Fraktion erklärt sich dazu. Das lokale Medium TA zerlegt eklektizistisch diese für die Bürger wichtige politische Stellungnahme in einzelne Versatzstücke in indirekter Rede („es sei“, der Bürgermeister „habe“ usw.), direkte Rede steht offensichtlich nur dem Bürgermeister zu (der natürlich niemals einen Leserbrief schreiben muss, weil er immer ausführlich zu Wort kommt).
Die Leserbriefschreiber werden durch abwertende Formulierungen als Querulanten behandelt und lächerlich gemacht: „Den Wahlkampfreigen eröffneten sie (Schmidt und Bräutigam) gestern – erwartungsgemäß mit heftigen Vorwürfen.“ Wieso erwartungsgemäß? Die Formulierung unterstellt, dass man es mit notorischen Neinsagern zu tun hat, deren Opposition zu Dill sich nicht aus politischen Inhalten, sondern aus einer unpolitischen charakterlichen Haltung ergibt. Die gleiche journalistische Wirkung bezweckt das Wort Wahlkampfreigen: Soll heißen: Folklore. Nicht ernst zu nehmen. Die schon wieder!
Die Chefredakteurin der TA Arnstadt scheint eine gute journalistische Ausbildung genossen zu haben, denn sie spielt virtuos auf der Klaviatur der journalistischen Manipulation und Demagogie. So erzeugt Sie mit der Art Ihrer „Berichterstattung“ und Wiedergabe politischer Statements zusammen mit Ihrem Kollegen Keller seit Monaten, Tag für Tag genau jenes Unverständnis in der Arnstädter Bevölkerung über die Kritik an Herrn Dill, auf das sie sich dann genüßlich beruft. Bei der Auswahl der Leserbriefe, für deren vollumfänglichen Abdruck der sonst so knappe Platz immer da ist, kann man dann noch etwas nachhelfen.
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