Arnstadt schafft sich ab


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Die Rolle, die einer Stadt im Rahmen einer Kommunalreform zugewiesen wird, hängt auch davon ab, was sie erfolgreich auf die Beine stellt und wie diese Stadt um ihre Interessen kämpft. Das läßt für Arnstadt Schlimmes befürchten.

 

// Eine Stadt schafft sich ab? Wie soll das gehen? Ganz einfach: So wie Arnstadt das macht. Dafür benötigt man nicht viel, am besten sogar, man hat nichts: keinen städtischen Haushalt und keine Skrupel. Und während auswärtige Beobachter sich zunehmend wundern, denken viele Bürger immer noch, die Kassenlage der Stadt sei leider „nun mal klamm“. Dabei geht es längst um anderes.

Beginnen wir mit einer der letzten wichtigeren Meldungen der hiesigen Tageszeitung, in der geschrieben stand: Das Arnstädter Bach-Festival ist nun Geschichte, es wird keine Veranstaltung „in dieser Form“ mehr geben. Beginnen wir also wieder mal, der Autor bittet dafür um Nachsicht, mit Kultur. Es bleibt nicht bei der Kultur, soviel sei vorab schon mal versichert.

Sein ursprüngliches Format hatte das städtische Bach-Festival ja bereits dieses Jahr aufgegeben, denn weder war die Stadt, wie bislang, Veranstalter, noch konnte das diesjährige Festival Menschen in die Stadt locken. Es wurde gar nicht erst für das Festival irgendwo geworben. Der Organisator und sein Gefolge, liest man, seien überfordert, da nutzte es auch nichts, dass die Staatskanzlei mit einem 5-stelligen Betrag die ausbleibende städtischen Mittel freundlicherweise ersetzt hatte.

Von 4 Festivals 4 abgeschafft – ein internationaler Spitzenwert

Es ist nicht viele Jahre her, da hatte Arnstadt eine einmalige Sonderstellung: die einzige Stadt auf der Welt mit VIER Festivals übers Jahr verteilt rund um den internationalen Popstar Johann Sebastian Bach.

Da gab es den MDR-Musiksommer mit dem Konzertreigen „Bach und seine Städte“, der regelmäßig im Frühsommer mit hochkarätigen Konzerten in der Bachkirche gastierte, auch wenn damals schon die angereisten Besucher nach den Konzerten grundsätzlich vor verschlossenen Restauranttüren standen. Die Art und Weise, in der Stadt und Kirchgemeinde die Veranstalter des MDR-Musiksommer behandelten, führte schließlich dazu, dass sie Arnstadt aus dem Programm strichen. Die Konzertreihe „Johann Sebastian Bach und seine Städte“ lebt bis heute fort – nur ohne Arnstadt.

Dann die Thüringer Bachwochen. Arnstadt will auch dieses Festival loswerden. Die Stadt verweigert den Veranstaltern den notwendigen und angebrachten Beitrag zu den Konzerten in der Bachkirche. Als die Kirchgemeinde dann auch noch das Eröffnungskonzert genau auf den Termin legte, an dem die Bachwochen traditionell die Lange Nacht der Hausmusik veranstalten, war es auch diesen Veranstaltern genug und sie fragen sich laut, ob die Stadt Arnstadt eigentlich vorhabe, sich aus dem Reigen der Bachstädte zu verabschieden? Die Zukunft der Gastspiele der Bachwochen in Arnstadt für 2017 und folgende ist ungewiss.

Schließlich, nicht zu vergessen, der Bach:Sommer, das der Familie Bach gewidmete kleine Artists-in-Residence-Festival im August unter der Leitung des international angesehenen Bach-Spezialisten Joshua Rifkin. Auch dieses Festival kann nicht auf städtischen Unterstützung hoffen. Hier zeigt sich dieses Jahr, dass auch ein noch so hartnäckig geführter jahrelange Ringen und Werben um Förderung, Sponsoren oder öffentliche Mittel, ohne die kein Festival auf dieser Welt auskommt, bei allem Erfolg irgendwann an seine Grenzen kommt. Der Bach:Sommer kann 2016 nicht stattfinden, seine weitere Zukunft ist ebenfalls ungewiss.

Die Abschaffung des Tourismus kommt voran

Aber Arnstadt schafft nicht nur seine Festivals ab. Es schafft vielmehr alles ab, was dazu beitragen könnte, diese schöne und zugleich doch so unbekannte Stadt jenen bekannt zu machen, die man gerne als Gäste in der Stadt sieht: Reisende auf den Spuren der deutschen Geschichte und Kultur, oder Wanderer und Radsportler. Deutschland wird als Reiseland immer interessanter, aber Arnstadt schafft seine Stadtmarketing GmbH ab. Endgültig beerdigt am 4. Januar diesen Jahres. Keine überregionale Werbung mehr, keine Messeauftritte, keine Netzwerke. Sollen sie doch bleiben wo der Pfeffer wächst, die Touristen. Das tun sie inzwischen auch, wie die deutlich einbrechenden Besucherzahlen des Schloßmuseums belegen.

Eine Touristen ansprechende Internetseite muß die Stadt Arnstadt nicht abschaffen. Sie hat nie eine besessen. Der Zustand von dem, was jenem präsentiert wird, der www.arnstadt.de in seinen Browser tippt, spottet jeder Beschreibung. Zwar behauptet der Bürgermeister seit Jahren, man sei daran, die Internetseite der Stadt  zu „relaunchen“, doch auch hier bewegt sich nichts. Warum auch? Die einzig wichtige Funktion dieser Website ist gesichert: den Leser mit Fotos vom Bürgermeister und seinen weitblickenden Visionen und Plänen zu versorgen.

Ehne mehne muh, und abgeschafft bist du!

Dieser Bürgermeister hat, was das Abschaffen angeht, noch vieles vor. Aktuell macht das Tierheim Schlagzeilen, das er bereits abgeschafft hat. Das Theater im Schlossgarten war auf seiner Abschaff-Liste, was dann nicht nur dem Stadtrat, sondern auch dem Land und der Landrätin zu weit ging, so dass es erst mal noch nicht abgeschafft ist. Den Tierpark will er unbedingt abschaffen, obwohl die Besucherzahlen beachtlich sind, hier ein Projekt des Sozialen Trägers Marienstifts bedroht würde und durch eine Abschaffung auch kein Geld zu sparen wäre. Schlossmuseum und Bibliothek selbst will er zwar nicht abschaffen, aber dass die Stadt für die Menschen, die diese Institutionen am Leben erhalten, angemessene Planstellen schafft und bezahlt, das muss abgeschafft werden. Abgeschafft oder – auf Grund des Widerstandes im Stadtrat – reduziert ist die städtische Unterstützung für die Selbstverwaltung der Ortsteile, die Unterstützung für das kulturelle oder sportliche Leben der zahlreichen Vereine und für die Stadtfeste.

Für das Abschaffen hat dieser Bürgermeister Spezialberater und Verwaltungsspezialisten in seinen Ämtern, die wissen wie man so etwas macht, da ist von klammen Kassen nichts zu spüren. Wenn er allerdings mal eine Leistung benötigt, wie eine Planung, ein Konzept oder eine Untersuchung, dann hält er seinen Apparat für dazu nicht in der Lage, denn der Auftrag wird für teuer Geld extern vergeben. Für die Ermittlung des Leerstandes in der Stadt zum Beispiel, oder für die Erkenntnis, dass im Quartier An der Weiße – wo die WBG seit Jahren eine Sanierung vorbereitet und niemand mehr einziehen darf – der „Leerstand hoch“ sei. Am Rabenhold oben hat der Bürgermeister im September 2015 den Bürgern verkündet, man beginne nun mit den Planungen. Auch das war natürlich: glatt gelogen.

Wer was will und zuviel fragt, der ist hier gar nicht angesagt.

Was ebenfalls abgeschafft werden soll ist die Attraktivität Arnstadts als Wirtschaftsstandort. Attraktive Wirtschaftsstandorte haben zum Beispiel schnelles Internet. Während und in Thüringen Städte wie Weimar, Gotha, Mühlhausen oder Rudolstadt längst eine flächendeckende Breitbandversorgung organisieren, ist dies in Arnstadt einfach kein Thema. Ein attraktiver Wirtschaftsstandort ist eine Stadt, die zuversichtlich in die Zukunft blickt, weil die wesentlichen Weichen richtig gestellt sind und neue und junge Leute frische Ideen einbringen, um die Potenziale einer Stadt voller Geschichte zu erkennen und zu nutzen. Wer in Arnstadt, sei es als Bürger, sei es als Unternehmer, neue Wege gehen oder eigene Projekte realisieren will, darf das ruhig versuchen. Er wird schon sehen wie weit er kommt.

Denn wir haben in dieser Stadt schon lange abgeschafft, was eigentlich zentraler Bestandteil eines demokratisch verwalteten Gemeinwesens sein sollte: den kritischen Diskurs. Wenn sich die Stadträte streiten, was gut ist und ihr Recht, dann heißt es, der Stadtrat sei zerstritten, jeder koche nur sein eigenes Süppchen. Ist sich der Stadtrat einig, aber nicht mit dem Bürgermeister, dann heißt es das schon wieder. Wenn in Bürgerversammlungen gestritten wird, dann erläutert die lokale Presse nicht, worum es ging, sondern ob man den, der hier frech eine Veranstaltung mißbrauchte, nicht besser gleich anzeigen sollte. Was dann auch medienwirksam geschieht. Sollte es in Arnstadt je eine demokratische Streitkultur und eine faire Berichterstattung gegeben haben, dann haben wir sie inzwischen erfolgreich abgeschafft.

Das kommunale Eigentum – das schaff ich ab, doch schade drum!

Mit der Abschaffung von Stadtmarketing und Tourismus, Tierpark oder Theater, Freiem Geist oder Bach-Festivals hat diese Stadt das Abschaffen allerdings nur geübt, wie es scheint. Es ging dabei ja auch nicht um wirklich Wichtiges. Ein Theater weniger oder auch nicht weniger, wen kümmerts! Keine Ziegen zum Streicheln ohne Tierpark, was solls! Keine Touristen in der Stadt an Bachs Geburtstag, na und?

Ein wenig anders stellt sich die Abschaffen dar, wenn es ans Eingemachte geht, an die Substanz, an städtisches Eigentum, an ihre Immobilien, an ihre städtische Wohnungsbaugesellschaft namens WBG. Seit Anbeginn, liest man, sei das Verhältnis zwischen dem langjährigen Geschäftsführer der WBG und dem neuen Bürgermeister zerrüttet gewesen, und keiner verstand so recht warum. Die dringend erforderliche Sanierung der Plattenbauten An der Weiße, fertig geplant, genehmigt und finanziert seit 2012, die Mieter umgezogen, die Gebäude leergezogen, kommt nicht in die Gänge. Der Bürgermeister bezweifelt dies und bezweifelt das, er verweigert ohne Angabe von Gründen dem Geschäftsführer die Entlastung, befindet das Projekt für zu teuer, die Schulden für zu hoch, es wird nochmal begutachtet und geprüft, schließlich alles doch für gut befunden und – wieder wird eine Sanierung aufgeschoben und verzögert. So geschehen zuletzt im Oktober 2015.

// „Die Weiße halte ich für einen ganz wichtigen Standort für eine innerstädtische Entwicklung. Hier muss anspruchsvoller Wohnraum für junge Familien und Ältere geschaffen werden mit Unterlagerung von Angeboten sowohl im Bereich Einzelhandel als auch Betreuung. Über die Weiße wird schon viel zu lange diskutiert.“ Carola Busse, Bauträgerin, in der Thüringer Allgemeine vom 01.09.2015 //

Dann kommt ein neuer Geschäftsführer. Nun endlich könne begonnen werden mit der dringlichen Sanierung des Quartiers, jubelt die Presse, als hätte es dafür einen neuen Geschäftsführer gebraucht. Doch das, was fertig geplant ist, wird nicht saniert, soll weiter verfallen (An der Weiße 20-26). Diesen weiteren Stillstand verkauft man den Bürgern glatt als Erfolg, weil angeblich gegenüber nun endlich begonnen würde – mit der Planung (An der Weiße 17). Verschwiegen wird dabei, dass von Sanierung der Plattenbauten nun nicht mehr die Rede ist. Der Aufsichtsrat der WBG hat – am Stadtrat vorbei und gegen dessen noch immer gültigen Beschluss von 2012 – ein neues Konzept beschlossen, das natürlich teurer war als ein ganzes Bachfestival, und das aufgrund des hohen Leerstandes der Gebäude bei gleichzeitig attraktiver Lage nur einen Weg weist aus der Misere:  Auf sozialen Wohnungsbau verzichten wir, denn die Mieten müssen „angemessen“ sein. Alles, was noch DDR ist, gehört abgeschafft! Abgerissen, denn „Modernes Bauen“ braucht die Stadt! Das modernes Bauen heute in der kreativen Sanierung der Bestände besteht, aus Gründen der Nachhaltigkeit, der Baugeschichte und der städtischen Vielfalt, hat sich bis Arnstadt bzw Erfurt offensichtlich noch nicht rumgesprochen (siehe hierzu auch: „Fünf Gründe für die Platte„)

Vor allem brauchen das die Investoren, denn ein jeder will dabei sein, wenn es das einzige Filetstück der Stadt inmitten des historischen Zentrums mit einem Projektumfang von locker 15 Mio Euro zu zerlegen gilt. Der Markt ist heiß, die Wohnungen verkaufen wir, bevor sie überhaupt gebaut sind, denn die, die auf den Millionen und Milliarden sitzen, haben Angst um Ihr Vermögen, erhalten keine Zinsen mehr und kaufen zur Zeit unbesehen alles, was aus Beton ist: Immobilien, Immobilien, Immobilien, um so teurer um so besser. Ob dann auch jemand einzieht ist eine ganz andere Frage, wer sich die Mieten leisten kann eine zweite, beides kann dem Projektentwickler aber auch egal sein. Er hat sein Geld gemacht.

// „Ich muss ja keinem sagen, dass die Wohnungsbaugesellschaft alleine es derzeit nicht machen kann, weil sie kein Eigenkapital hat. Die Stadt hat keinen Haushalt und kann die Weiße daher auch nicht finanzieren. Also müssen wir doch überlegen, wie wir aus der Situation rauskommen, ob ein Privater oder die LEG einspringen können.“ Eleonore Mühlbauer, SPD, in der Thüringer Allgemeine vom 01.09.2015 //

Bleibt das kleine Problem zu lösen, dass die Grundstücke in Besitz der städtische Wohnungsbaugesellschaft sind. Warum sollte sie verkaufen? Sind ihre Planungen nicht seit langem fertig und vom Stadtrat bestätigt? Hat eine städtische WBG nicht einen sozialen und städteplanerischen Auftrag? Sind deren Immobilien nicht das Tafelsilber der Stadt, das einst verkauft zu haben Städte wie Dresden inzwischen bitter bereuen? Entledigt sich eine Stadt, die Ihre Immobilien verkauft, nicht auch eines Stücks Kontrolle über sich selbst und ihre Zukunft?

Könnte man fragen. Antworten bekommt man nicht, denn diese Stadt will Ihre Wohnungsbaugesellschaft soweit bringen, dass sie ihre Liegenschaften An der Weisse verkaufen muss. Sie will die WBG in ihrer jetzigen Form abschaffen, als soziale, eigenverantwortlich planende und der Bürgerschaft gegenüber verantwortliche Wohnungsbaugesellschaft, die sie 25 Jahre lang war. Durch ihren eigenen Gesellschafter, die Stadt Arnstadt, ist die Städtische Wohnungsbaugesellschaft WBG GmbH massiv bedroht.

Wir schaffen eine Stadt ab, als starke, handlungsfähige und souveräne Kommune, indem wir sie zerlegen, ihre Kultur, ihre Identität, ihre Bürgerschaft, um schließlich ihre Bestandteile verkaufen zu können als Anlageobjekt internationaler Immobilienfonds oder wer sonst nicht weiss wohin mit seinem Geld.

Willkommen, Arnstadt, in der Verantwortungs- und Bedeutungslosigkeit.

6 Gedanken zu “Arnstadt schafft sich ab

  1. Der Artikel enthält leider eine ganze Reihe Un- und Halbwahrheiten, die den Eindruck erwecken, in Arnstadt würde der Stadtrat fleißig gemeinsam mit dem Bürgermeister die Stadt gegen die Wand fahren oder bestenfalls wohlwollend dabei zusehen. Ich erlaube mir, zumindest auf folgende Sachverhalte hinzuweisen: Der Aufsichtsrat der WBG hat weder am Stadtrat vorbei ein Konzept beschlossen, dass teurer war als das Bachfestival noch „soll alles, was noch DDR ist, abgeschafft werden“. Vielmehr hat der Aufsichtsrat lediglich die Reihenfolge der Bauabschnitte geändert und beginnt nun mit dem 3. Bauabschnitt, weil es beim 1. Bauabschnitt noch offene Fragen zu klären gibt. Dabei wird hier entgegen der Darstellung kein „Filetstück zerlegt“, sondern der vorhandene Bestand, also der Plattenbau, saniert. Der Geschäftsführer der WBG hat an verschiedenen Stellen öffentlich erklärt, keine Grundstücke verkaufen zu wollen, weil die WBG diese selber sanieren und vermieten wolle. Dieses Vorgehen unterstützt auch eine große Stadtratsmehrheit. Auch hat sich der Stadtrat in großer Einigkeit für den Erhalt des Tierparks ausgesprochen, auch wenn der Artikel den Eindruck erweckt dem Stadtrat sei nur am Theater gelegen. Zuletzt wurde auch die Unterstützung für Ortsteile entgegen der Aussagen nicht abgeschafft, sondern 2015 unter Protest des Stadtrates reduziert. Dazu laufen derzeit die Streitigkeiten über die Kommunalaufsicht. Im Haushaltsplanentwurf 2016 sind sowohl für die Ortsteile als auch für Vereine die volle Summe der bisher geleisteten, im übrigen im Vergleich zum Umfeld sehr großzügigen, Unterstützung verankert. Die geäußerte Kritik an der Dauerbaustelle Homepage und auch einige Aspekte der Kritik am Umgang mit dem Bachfestival und den Thüringer Bachwochen kann ich jedoch sehr wohl nachvollziehen. Eine differenzierte und objektive Betrachtung der gegenwärtigen Situation stellt der Artikel aus meiner Sicht jedoch nicht dar.

    • Die Behauptung, der Aufsichtsrat der WBG habe „lediglich die Reihenfolge der Bauabschnitte geändert“, ist unhaltbar und Augenwischerei. Der Aufsichtsrat hat nach allen Meldungen aus der Presse über ein Konzept des Planungsbüros Erfurt und Partner beschlossen (TA vom 15.03.2016: „Überzeugender Inhalt mündet in neuen Beschluss„), das auch dem Bauausschuss der Stadt vorgelegt wurde und in dem der Abriss von fast allen Blöcken befürwortet wird (TA vom 11.02.2016: „Andere Blocks sollten nach Meinung der Planer besser der Abrissbirne weichen. Durch eine Neubebauung der Grundstücke ließe
      sich so manche Quartiergrenze, die bislang unattraktiv erscheint, besser ausformen, lautet ein Argument
      „). Eine Begründung, warum der erste Bauabschnitt, der tatsächlich als einziger sofort realisiert werden könnte, nicht angegangen werden kann, wird mit „geheim“ der Öffentlichkeit bis heute verweigert (TA vom 15.03.2016). Die angeblichen rechtlichen Probleme sind im übrigen unglaubhaft, da dieses Bauprojekt nicht nur geplant und genehmigt, sondern auch aufgrund der Blockadehaltungen des Bürgermeisters ein weiteres mal von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft und bestätigt wurde. Auch hat der Bürgermeister bereits angekündigt, dass er einen Verkauf dieser Häuser „prüfe“ (Sachstandsbericht des Bürgermeister vom 03.03.2016). Der dritte Bauabschnitt ist weder geplant noch genehmigt, es steht in den Sternen, was dort entstehen soll und bis wann das realisierbar ist.

      Dass dennoch wider all diese Fakten so getan wird, als sei diese weitere Verzögerung um mindestens zwei Jahre nun „endlich ein Startschuss“, ist unverantwortlich und kann man nur als den Versuch bewerten, die Bürger der Stadt und die Anwohner der Weiße in die Irre zu führen und zu täuschen. Die Weichen sind offensichtlich längst in andere Richtungen gestellt, auch falls der Geschäftsführer der WBG von Sanierung der Plattenbauten sprechen sollte. Beschlossen hat der Aufsichtsrat anderes, gegen den noch gültigen Beschluss des Stadtrates von 2012 und somit an ihm vorbei. Wer das nicht erkennen will, muss sich fragen lassen, wie naiv er ist, oder welche Interessen er tatsächlich vertritt.

      Sämtliche Planungskonzepte, sowohl das von 2012 als auch das neue von Erfurt & Partner werden wir übrigens hier auf diesem Blog der Öffentlichkeit in voller Länge zugänglich machen.

      Ansonsten, lieber Sebastian, dass der Stadtrat sich für viele Projekte eingesetzt hat, die Dill abschaffen will und die ich hier aufgezählt habe, ist unbestritten, verdienstvoll und auch allseits bekannt. Ich traue mich aber nicht zu wetten, dass hier alle Kühe bereits vom Eis sind. Noch ist dieser Mann über zwei Jahre im Amt.

  2. Lieber Jan Kobel, das sind ja schon die nächsten Unwahrheiten! Das Konzept des Büros Erfurt und Partner ist nicht „auch“ dem Bauausschuss vorgelegt worden, sondern ausschließlich. Es ist ein Konzept, welches mit Städtebaufördermitteln finanziert und von der Stadt in Auftrag gegeben wurde als Variantenuntersuchung. Der Geschäftsführer der WBG hat mehrfach zum Stammtisch der CDU, auch in Deiner Anwesenheit, gesagt, dass dies nicht sein Konzept sei und weder er noch der Aufsichtsrat es verfolgen. Genauso hat er sich zur Fraktionssitzung von ProArnstadt geäußert. Gleiches haben Dir gestern im Nachgang der Haushaltsklausur mehrere Aufsichtsräte und Stadträte gesagt. Zu den anderen angesprochenen Tatsachenverzerrungen hast Du gar nicht weiter Stellung bezogen. Die Objektivität Deiner Berichterstattung möge jeder damit selbst beurteilen.

    • Dieses Konzept ist laut TA, wie ich belegt habe, dem Aufsichtsrat vorgelegt und beschlossen worden, als Tischvorlage, ohne die Möglichkeit einer eingehenden Prüfung, obwohl damit über Millionen und die Zukunft dieser Stadt entschieden wurde! EIN ANDERES KONZEPT GIBT ES NICHT, zumindest ist keines der Öffentlichkeit bekannt! Worüber hat den der Aufsichtsrat dann beschlossen, bitte sehr? Gestern habe ich vor allem eines erfahren: Dass niemand einen ernstzunehmenden Grund nennen will warum es mit dem fertigen Sanierungsplänen an der Weiße nicht losgehen kann. Da wird gedruckst und ausgewichen.
      Im übrigen: was die ehrenwerten Bemühungen des Stadtrates zur Rettung des Tierparkes etc angeht, da werden wir sehen wie das ausgeht. Der Bürgermeister versucht bekanntlich über die Kommunalaufsicht das von den Fraktionen PA, CDU und Linke beschlossene Haushaltssanierungskonzept zu kippen. Wenn er damit erfolgreich ist sind wir wieder bei null.
      Warum erzählst Du diesen Unfug, Sebastian, und versuchst mich als Lügner hinzustellen?

  3. Schaut Euch doch mal an wie es in Arnstadt ausschaut. Wenn kein Markttag ist ist die Innenstadt Menschenleer, ob in der Woche oder am Wochenende. Hauptsache was zum Einkaufen in der Ichtershäuser Straße. Arnstadt ist keine Stadt mehr. Es ist ein Stückchen Industriedorf mit Wohnungen geworden.

    • Richtig. Die Frage, die es zu beantworten gilt aber lautet: Warum ist das so? Einige meinen: Weil es nicht genug Parkplätze in der Innenstadt gibt. Wir glauben das nicht. Gegen Einkaufszentren und deren Parkplätze kann kein historisches Zentrum konkurrieren, muss es aber auch nicht. Wir glauben, dass die Stadt viel mehr Geschäfte, Händler und Gastwirte braucht, die Besonderes, Individuelles bieten. Das funktioniert in vielen anderen alten Städten auch. Das muß gezielt gefördert und angeregt werden. Das nennt man anderswo Leerstands-Management. Einkaufen und Kaffeetrinken ist auch ein soziales und sensorisches Erlebnis. Gerade in unserer digitalisierten Welt wird das immer wertvoller. Der Bäcker Nagel ist unser bestes Beispiel. Da kann keiner Parken und dennoch ist er immer voll. Denn das Nagelbrot kriegst Du nicht im Internet! Alleine schon wie gut es da riecht! Oder die Kulisse, ein einmaliger Ort, den jeder cool finden würde, wenn man dort endlich aufhören würde zu rauchen, was einfach überhaupt nicht geht! Da müssen wir weiterdenken. Lernen, dass man zum Beispiel kein Café eröffnen kann, in dem mit Trockenbau und Laminat die historische Substanz versteckt wird, weil man modern sein will. Dabei ist man nur stinklangweilig. Eine weitere Rolle, die Arnstadt bis heute unterschätzt, ist der Tourismus. Wir haben die Chance, einen „zarten“ Tourismus aufzubauen, der die Stadt nicht kaputtmacht, aber dennoch Geld bringt. Zum Nutzen aller, denn Tourismus ist ein Wirtschaftsfaktor. Auch das haben die Verantwortlichen bis heute nicht erkannt, nicht nur Dill nicht. Es sind einfach seit zu langer Zeit immer die selben Leute in den entscheidenden Positionen, die nichts ändern wollen. Es müssen junge Leute kommen, die Ideen mitbringen. Das ist natürlich schwierig in einer Stadt, in der sich alle zu recht mit Grausen abwenden wie es politisch zugeht. Aber es wird geschehen.

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